Christian Kreipe, vormals Geschäftsführer des Naturparks Fichtelgebirge und Udo Benker-Wienands, Vorsitzender der Ökologischen Bildungsstätte Hohenberg am am Parkplatz  der Autobahnausfahrt Selb Nord der A 93

 

Aktion „Blühendes Fichtelgebirge“ erfreut über „Nichtmulchen“

 

 

 

Die Aktion „Blühendes Fichtelgebirge“ hat in einem Schreiben an Umweltminister Torsten Glauber und Verkehrsminister Christian Bernreiter ein Lob für das Insektenparadies an der Autobahnausfahrt Selb Nord der A 93 übersandt.

 

Wie die beiden Sprecher der Aktion „Blühendes Fichtelgebirge“ Christian Kreipe, vormals Geschäftsführer des Naturparks Fichtelgebirge und Udo Benker-Wienands, Vorsitzender der Ökologischen Bildungsstätte Hohenberg, mitteilten, ist die aktuelle Situation am Parkplatz der Autobahnausfahrt Selb Nord der A 93 durchaus erfreulich. Die Fläche wurde bis zum jetzigen Zeitpunkt als Insektenlebensraum erhalten.

 

Bei einer Ortsbegehung stellten die beiden Naturschützer fest, dass durch das Nichtmulchen inzwischen die reiche Pflanzenwelt zum Teil abgeblüht ist und reiche Samenstände trägt. Diese sind eine ideale Nahrungsgrundlage für die Vogelwelt. In den noch stehenden Altgrasbeständen könnten unzählige Insekten ihre Eier ablegen oder sich als Puppen oder sogar Raupen auf die Überwinterung vorbereiten. „Altgrasbestände sind für die Vielfalt in unserer Natur überlebenswichtig“, so Kreipe.

 

Viel Insekten stürben einen leisen Tod wenn die Pflanzen, in denen sie überwintern, gemulcht oder gemäht werden.

 

Wie dringend diese Überwinterungshilfen sind, betonte Udo Benker-Wienands. „Seit der Krefelder Studie“ wissen wir, dass die biologische Vielfalt aufs Äußerste gefährdet ist.“ Die „Krefelder Studie“ dokumentiert, dass in den letzten 3 Jahrzehnten etwa 80 Prozent der Insekten verschwunden ist.

 

Die beiden Naturschützer appellieren an die Minister nach dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ weiterhin den Weg zu größerer Biodiversität auch bei der Straßenrandpflege zu intensivieren. Sie schlagen beispielsweise vor, die üblichen Mulchgeräte durch schonendere Mähbalken zu ersetzen.

 

 

 

 Bei Interesse der Presse am Artikel bitte bei der ÖBI melden!

 

 

Folgender Brief ging an die Staatsminister Glauber und Bernreiter:

 

 

Aktion Blühendes Fichtelgebirge

c/o Udo Benker-Wienands

Raitschin 5

95194 Regnitzlosau, den 29. 08. 2024

 

Herrn Staatsminister Christian Bernreiter

Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr

Franz-Josef-Strauß-Ring 4

80539 München

 

 

Mulch/Pflegearbeiten an der Autobahn A 93  Ausfahrt Selb Nord

 

 

Sehr geehrter Herr Staatsminister für Umwelt Glauber,

sehr geehrter Herr Staatsminister für Verkehr Bernreiter,

 

die Aktion „Blühendes Fichtelgebirge“ bemüht sich seit vielen Jahren um eine Verbesserung der ökologischen Situation im Naturpark Fichtelgebirge. Seit dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ und der nachfolgenden Gesetzgebung ist die Hoffnung groß, dass sich die Lebensbedingungen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten grundlegend verbessern. Aus Sicht der Natur- und Umweltschützer verläuft dieser Umgestaltungsprozess aber immer noch viel zu langsam.

Dennoch möchten wir Ihnen gerne mitteilen, dass unsere Initiative sehr erfreut über eine zunehmend umwelt- und insektenfreundlichere Straßenrandpflege an Staats- und Bundesstraßen und Autobahnen ist.

Mehrfach beklagten wir in der Vergangenheit die nahezu radikalen Mulcharbeiten beispielsweise an der Ausfahrt Selb Nord der Autobahn A93. Mit Großgerät wurde dort eine etwa einen Hektar große Fläche regelmäßig gemulcht, danach verblieb das Mulchgut auf der Fläche, was aus ökologischer Sicht zusätzlich sehr problematisch ist.

In diesem Jahr wurde die Fläche bis gestern, 28. 08. 2024, noch nicht gemäht oder gemulcht und steht als Paradies für Insekten und Vögel mit reichem Nahrungsangebot weiterhin der Tierwelt zur Verfügung.

Im Anhang senden wir Ihnen eine Pflanzenliste der Fläche vom 16. Juni 2024, die nur die damals blühenden Pflanzen enthält. Man kann also davon ausgehen, dass eine vollständige Kartierung aller Pflanzenarten um ein Vielfaches länger ist. Das übliche Mulchen zerstörte diese Vielfalt für viele Wochen. Pflanzen sind gegen die Mulcharbeiten noch relativ widerstandfähig. Für die Insekten ist das Mulch aber ein absolut tödlicher Eingriff. Der durch die „Krefelder Studie“ dokumentierte Rückgang der Biomasse an Insekten um etwa drei Viertel in den letzten Jahrzehnten ist sicherlich auch durch äußerst intensive „Pflegemaßnahmen“ mitverursacht. Die Anzahl an getöteten Insekten ist schwerlich zu nennen. Man muss davon ausgehen, dass an jeder Pflanzen mehrere, in ihrer Gesamtmenge kaum zählbare, Insektenindividuen in ihrer jeweiligen Entwicklungsstufe leben.

Sehr geehrter Herr Minister Glauber, sehr geehrter Herr Minister Bernreiter, eine flächendeckende, insektenfreundliche Pflege aller Straßenränder in Bayern könnte viele 1000 Hektar Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten bewahren. Der Ersatz der Mulchgeräte durch Mähbalken und das Entfernen des Mähguts von den bearbeiteten Flächen würde ein zusätzlicher Gewinn gerade für seltenere Pflanzen der Magerstandorte und deren Tierwelt schaffen.

Wir danken für ein beginnendes Umdenken bei der „Straßenrandpflege“ und bitten dringend, diesen für unsere Tier- und Pflanzenwelt so überlebenswichtigen Trend noch intensiver in den betroffenen Straßenbauämtern anzuregen und durchzusetzen.

 

Mit freundlichen Grüßen für die Aktion „Blühendes Fichtelgebirge“

 

Udo Benker-Wienands                                              Christian Kreipe

 

 

Pflanzenliste blühender Pflanzen am 16. 06. 2024, Parkplatz Autobahn A 93 Ausfahrt Selb Nord

Ackersenf

 

Beifuß

 

Brennnessel

 

Echtes Labkraut

 

Gewöhnlicher Hornklee

 

Gewöhnliches Leinkraut

 

Großer Wiesenknopf

 

Heidenelke

 

Hornklee

 

Johanniskraut

 

Klette

 

Leimkraut

 

Löwenzahn

 

Margerite

 

Rainfarn

 

Rotklee

 

Rundblättrige Glockenblume

 

Sauerampfer

 

Schafgarbe

 

Sumpfkratzdistel

 

Vergissmeinnicht

 

Vogelmiere

 

Weißklee

 

Wiesenbärenklan

 

Wiesenflockenblume

 

Wiesenlabkraut